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Film und Buch

Unglückliche Liebe, geglückte Kunst: Münter & Kandinski

Gabriele Münter ist eine der bekanntesten deutschen Malerinnen des Expressionismus. Rosenmüller zeichnet das Leben der Künstlerin historisch getreu nach, mit dem Fokus auf die Jahre, die sie gemeinsam mit dem russischen Maler Kandinsky verbrachte.

Ein Haus in Murnau, auch Russenhaus genannt, wird von der Gestapo gestürmt. Gesucht wird im Atelier von Gabriele „Ela“ Münter (Gabriele Loibl) entartete Kunst – – sowohl ihre als auch die von Wassily Kandinsky (Vladimir Burlakov), mit dem sie hier einige Jahre zusammenlebte.

Zu diesem Zeitpunkt hat er sie schon längst verlassen. Zurück geblieben ist eine verbitterte Frau, die dennoch den künstlerischen Wert von Kandinskys Kunst erkennt, seine normwidrigen Bilder versteckt und für die Nachwelt bewahrt, während sie selbst inzwischen „reichskonform“ malt. Das war nicht immer so. In Rückblenden erfahren wir, wie schwierig es für Münter war, Kunst nach ihren Vorstellungen zu studieren. Kunstakademien standen nur Männern offen. Frauen durften an Mädchen-Malschulen Liebliches auf die Leinwand bringen. Als Ela von Kursen an der Phalanx hört, eine alternative Kunstschule in München, die auch Frauen zulässt, meldet sie sich für einen Aktzeichenkurs bei Kandinsky an. Bald sind Lehrer und Schülerin ein Paar, obwohl er wesentlich älter und verheiratet ist. Sie wünscht sich eine feste Bindung, doch angeblich verweigert seine Frau die Scheidung. Kandinsky hält Ela hin mit schönen Worten über „Gewissensbindungen“, die mehr bedeuten als spießige Ehen. Spießig und konventionell, das ist das letzte, was sie als Künstler sein wollen. Und so gründen sie gemeinsam mit Gleichgesinnten die Neue Künstlervereinigung München und später den Blauen Reiter, um frei von Konventionen und starren Regeln zu arbeiten. Die Kamera fängt wunderschöne Bilder ein, wenn das Paar Ausflüge in die Natur unternimmt, um das Blaue Land zu malen: Felder und Flüsse, Berge und Täler, ein idyllisches Haus am See – von einem poetischen Soundtrack und der Trompete Florian Jechlingers stimmungsvoll untermalt. Ein Sound, der den ganzen Film begleitet. Auf gemeinsamen Reisen durch Nordafrika und Südfrankreich entstehen weitere ausdrucksstarke Bilder. Wenn Münter malt, zoomt die Kamera auf ihre Leinwand und zeigt, wie dicke Farben und kräftige Pinselstriche sich zu expressiven Formen verbinden.  weiter lesen auf choices.de

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Film und Buch Gesellschaft und Umwelt

Das Flüstern der Felder – Bildgewaltiges Bauerndrama

Wer „Loving Vincent“ gesehen hat, kennt die außergewöhnlichen Bildtechnik des Regie-Ehepaars Welchman/Kobiela. In ihrem neuen Film lassen sie wieder prunkvolle Bilder sprechen. Über 50.000 animierte Ölbilder wurden von über 100 Künstlern geschaffen, die die real verfilmten Szenen auf Leinwände übertrugen. Die Gemälde wurden animiert und erneut zum Film zusammengeschnitten. Das Ergebnis: ein bildgewaltiges Werk, dass man so noch nicht gesehen hat und so schnell nicht vergisst.

In Polen kennt jede:r die Romanvorlage „Die Bauern“ von Władysław Stanisław Reymont. Das Werk gehört zur Schulpflichtlektüre und ist kulturelles Selbstverständnis. Hierzulande dürfte es einigen so gehen wir mir: noch nie von gehört, obwohl der Autor dafür 1924 den Nobelliteraturpreis erhielt. Buch und Film erzählen die tragische Geschichte der hübschen Jagna (Kamila Urzedowska) die in einem polnischen Bauerndorf lebt. Dort macht ihr der verwitwete Bauer Maciej (Miroslaw Baka), einen Heiratsantrag. Jagna liebt bereits heimlich einen anderen, doch ihre geldgierige Mutter überredet sie, den Witwer zu heiraten. Er ist die beste Partie im Dorf und eine Ehe mit ihm macht Jagna zur reichen Frau und Grundbesitzerin. Jagna willigt ein, doch wen sie wirklich liebt, ist Antek (Robert Gulaczyk). Der ist aber nicht nur bereits verheiratet, sondern auch Maciejs Sohn. Das würde die Sache selbst in Köln des 21. Jahrhunderts nicht gerade einfach machen, in einem polnischen Dorf im 19 Jahrhundert jedoch führt diese Konstellation geradeaus in die Katastrophe.

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Film und Buch

Sommer Endspurt im Kino

Ach, was für ein Sommermärchen es hätte werden können! Die Fußball EM nicht nur in Deutschland, sondern viele Spiele sogar live vor Ort bei uns in NRW, in Köln, Düsseldorf, Bochum, Dortmund. Trotz des miesen Wetters – gefühlt der nasseste und kälteste Sommer seit Tinagedenken – wäre uns allen warm ums Herz geworden, wenn unsere Nationalelf es ins Finale, oder mindestens ins Halbfinale geschafft hätten. Wer hätte sich da über mangelnde Sonnenstunden beschwert? Aber es sollte nicht sein. Dramatisch nahm der Traum vom Sommermärchen im Viertelfinale ein Ende. Mit bösen Fouls und nicht nachvollziehbaren Schiri-Entscheidungen.

Was danach bei unseren Nachbarn in Frankreich im ersten Wahlgang passierte, konnte die miese Sommerlaune nur noch tiefer sinken lassen, auch wenn das Desaster im zweiten Wahlgang etwas gemildert wurde und der Rassemblement National nicht die prognostizierte absolute Mehrheit erlangte. Wo die Franzosen selten enttäuschen, ist im Kino. (Liebes)komödien können die einfach, dass muss man ihnen lassen. Auch wenn sich die Geschichten ähneln, finden sie immer wieder neue Wege und überraschende Ansätze diese zu erzählen. Wie in Philippe Lefebvres Adieu Cherie – Trennung auf Französisch, der von dem Trott  Trott einer eingefahrenen Ehe erzählt. Als Thema nichts Neues, aber hier sehr originell mit Franck Dubosc und Karin Viard umgesetzt. Auch Multitalent Ivan Calbéracs Liebesbriefe aus Nizza, in dem sich ein rückwirkend betrogener Ehemann um Wiedergutmachung seiner vermeintlich verlorenen Ehre bemüht, ist zum Totlachen. Um den Tod geht es in Paris Paradies (OT „Paradis Paris“. Warum diese deutsche Titel-Umdrehung? Für mich wie so oft bei deutschen Umtitelungen schleierhaft), ein charmanter Episodenfilm, in dem die Schicksale verschiedener Pariser Bewohner:innen miteinander verbunden werden. So unterschiedlich die Figuren und ihre Geschichten sind, was sie eint, ist: der Tod oder zumindest die Gedanken daran. Was aber wiederum sehr, sehr komisch ist.  weiter lesen