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Sozialer Abstieg: Wenn die Armut anklopft

Vor wenigen Jahren zählte die Journalistin Katarina K. (Name geändert) noch zu den Gutverdienern im Lande. Als fest angestellte und über Tarif bezahlte Redakteurin konnte sie sich ein angenehmes Leben leisten. Eingekauft wurde, was gefiel. Konzert-, Kino- und Restaurantbesuche unternahm die Redakteurin regelmäßig mit Freunden. Auch die über zweihundert Euro Elternbeitrag die ein Ganztags-Kindergarten-Betreuungsplatz damals in der zweitteuersten Stufe kostete, waren für die Alleinerziehende kein Problem. Ob sie sich einen jährlichen Auslandsurlaub mit ihrem Sohn gönnen konnte, stand für Katarina damals nie in Frage. Dann wurden in dem Verlag, in dem sie arbeitete die Prozesse „optimiert“. Die ominösen Begriffe Rationalisierung und Konsolidierung machten die Runden. Am Ende des Prozesses standen mehrere Redakteure auf der Straße. Es waren überwiegend die Älteren, die übertariflich bezahlten wie Katarina – sie waren zu teuer und wurden einfach weg rationalisiert. Selbst über die Sozialauswahlkriterien sah der mächtige Arbeitgeber hinweg. Unter dem schönen Deckmantel der „betriebsbedingten Kündigung“ konnte deshalb sogar eine Alleinerziehende mit jahrelanger Firmenzugehörigkeit gekündigt werden. Niemals hätte sich die gut ausgebildete Fünfzigjährige träumen lassen, dass sie danach keine Stelle mehr finden, niemals, dass sie bald zu denen gehören würde, die neudeutsch als das „akademische Prekäriat“ bezeichnet werden. Armut – das war früher ein Schicksal, dass Menschen ohne Berufsausbildung oder Schul- und Studienabschluss betraf. Weiter lesen … Angst vor der Armut