Was Knoblauch mit Tanzen zu tun hat? Auf die Antwort kommt man vielleicht, wenn man das SolostĂŒck âAil? AŃe! AŃe!â des Choreographen und TĂ€nzers Junior Zafialison aus Madagaskar gesehen hat. Zafialison ist einer der Gewinner des Afrikanischen Tanzfestivals âDanse lâAfrique danse!â. In deutscher ErstauffĂŒhrung zeigt das Tanzhaus NRW die drei besten Choreographien aus dem schwarzen Kontinent. Diese haben absolut nichts mehr mit Strohrock- und Tamtam-Romantik zu tun, sondern erzĂ€hlen moderne (Tanz)Geschichten von Leid und Elend in hochdynamischen, bizarren und auch flieĂenden Körperbewegungen â oftmals sogar völlig ohne musikalische Begleitung. Viel mehr als die Musik spielt das Lichtdesign in den Choreographien eine tragende Rolle. Am Anfang von Zafialisons Performance erhellt ein fluorisierendes kaltes Licht nur eine kleine Ecke der BĂŒhne. Aus der Helligkeit heraus bewegt sich der TĂ€nzer von einer Seite des Podests zur anderen, und wirkt im flackernden Licht wie eine Figur aus einem Stummfilm. Dann bleibt das Licht stehen, bildet einen Kreis, in der sich die Figur niederlĂ€sst. Nun beginnt der Tanz mit dem Knoblauch, der in einem Mörser zum Gesang des TĂ€nzers zermalmt wird. Doch den Gesang nimmt man kaum wahr, das rhythmische Stampfen ĂŒbertönt alles, wird lauter und immer lauter, bis der gleiĂend weiĂe Lichtkegel sich in einen warmen Rotton wandelt und die ganze BĂŒhne erhellt. Es sind TĂ€nze aus Licht und Schatten, aus surrealistisch wirkenden Bewegungen, dynamischen GebĂ€rden und klassischen Tanzschritten, die die drei Choreographen in ihren StĂŒcken prĂ€sentieren. Horacio Macuacua aus Mosambik, der mit GröĂen wie Louise Lecavalier gearbeitet hat, ĂŒberzeichnet in seinem StĂŒck âOrobroy, stop!â den traditionellen Tanz der Frauen. Auch hier gibt es lange Sequenzen ohne Musik, wĂ€hrend drei TĂ€nzer sich ĂŒber die BĂŒhne robben, Flamenco-Einlagen darbieten und von sperrigen Bewegungen bis hin zu klassischen Ballett-Schritten eine ganze Bandbreite des modernen Tanzes persiflieren. Das StĂŒck âOn The Stepsâ des Kongolesen Florent Mahoukou zeigt am eindringlichsten die Transformation Afrikas und somit auch die Transformation des afrikanischen Tanzes: In verschiedenen Sequenzen geht es um das Archaische und die Moderne, um Afrika zwischen Tradition und Fortschritt. Zu Musik, die von Techno-Sounds ĂŒber Soul- und PopklĂ€ngen bis zu afrikanischem Gesang reicht, lassen sich die TĂ€nzer zunĂ€chst wie von einer fremden Macht bewegen, bis sie sich von ihren HĂŒllen befreien und in einer witzigen Sequenz den westlichen Mode-Catwalk nachĂ€ffen. Doch der Tanz endet mit einem infernalischen, hoffnungslosen Schrei â ein Hinweis auf die Ausweglosigkeit der conditio africanae?
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Tanz den Knoblauch: Afrikas beste Choreographien zu Gast im tanzhaus nrw
