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Reif fĂŒr die Trennung

In meiner Jugend sang Gloria Gaynor „I will survive“ und wir grölten auf jeder Party mit. Auch wir wĂŒrden ĂŒberleben! Worum ging‘s? Schwere Krankheit? Jobverlust? Naturkatastrophe? Mitnichten. Es ging darum, nach dem Liebes-Aus allein klarzukommen.

Der Abschied in der Liebe scheint der hĂ€rteste zu sein. DarĂŒber werden Poeme gedichtet, Lieder gesungen, Romane geschrieben, Kunstwerke geschaffen. Die Liebe gilt als eines der erstrebenswertesten Ziele, gleichzeitig ist sie Ursache fĂŒr so viel UnglĂŒck. FĂŒr diesen Text habe ich „sad-“ und „happy love songs“ gegoogelt. Die traurigen Songs vom Verlassenwerden machten das Rennen, ich fand unzĂ€hlige Listicles mit Songs ĂŒbers Einsamsein. „Can’t live, if living is without you“, singt Harry Nilsson, Adele trauert in „My Little Love“ einer geplatzten Ehe nach, fĂŒr Bill Withers geht in „Ain’t no sunshine“ die Sonne nie mehr auf, und Andreas Bourani fragt „Wo ist die Liebe geblieben?“.

Liebe, ein gesellschaftliches Konstrukt

Warum ist das Schlussstrichziehen in der Liebe so schwer und schmerzhaft? Wo wir doch wissen, dass die Idee der romantischen, lebenslangen Liebe ein gesellschaftliches Konstrukt ist, Verliebtsein ein chemischer Prozess? Die Scheidungsrate in Deutschland lag in den 1960er Jahren bei 10,2%, stieg 2005 auf 52%, ging kurz etwas zurĂŒck, um seit 2019 erneut stark anzusteigen. Trotz dieser eher dĂŒsteren Prognose trauen sich immer wieder Paare. Denn der Mensch braucht Liebe, dieses GefĂŒhl mit biochemischer Grundlage und neurobiologischen Mustern, das uns ermöglicht, Bindungen einzugehen.

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Familie-Erziehung-Beziehung Film und Buch

Baghdad in my Shadow

Der neue Film des irakischen Filmemachers Samir vereint viele Themen, die mit geflĂŒchteten Menschen, die in der Diaspora leben, verbunden werden: eine unterdrĂŒckte Frau, die in die Fremde flieht, um ihre Freiheit zu finden, ein schwuler Mann, der nur im Exil seine HomosexualitĂ€t ausleben kann, ein Jugendlicher, der in einer weltoffenen Stadt wie London lebt, und sich dennoch muslimisch radikalisiert.

In dem kleinen CafĂ© Abu Nawas des kurdischen Aktivisten Zeki versammeln sich in London lebende Exil-Irakis. Der CafĂ©-Besitzer und seine Frau bieten so etwas wie ein StĂŒck Heimat in der Fremde. WĂ€hrend auf dem Fernseher alte Musikvideos aus der Heimat flimmern, treffen sich hier unterschiedliche Menschen um zu diskutieren, Zeitung zu lesen, Tee zu trinken, Feste zu Feiern. Was sie verbindet ist die schmerzliche Erinnerung an eine gemeinsame, verlorene Heimat.  Zu den StammgĂ€sten gehört der Dichter Taufiq (Haytham Abdulrazaq), der nun als NachtwĂ€chter in einem Museum arbeitet. Er kĂŒmmert sich um die Witwe  seines im Irak ermordeten Bruders und um seinen Neffen Nasseer (Shervin Alenabi). Taufiq schĂ€tzt die Freiheit der Demokratie. Gleichzeitig versucht er Kultur und Sprache der alten Heimat lebendig zu halten indem er weiterhin seine Gedichte schreibt. Seinem Neffen versucht er beizubringen, beides zu schĂ€tzen. Doch Nasseer gerĂ€t immer mehr unter dem Einfluss eines islamistischen Predigers, der in der örtlichen Moschee junge MĂ€nner indoktriniert und Hass gegen Schwule, UnglĂ€ubige und den westlichen Lebensstil schĂŒrt. Auch Muhanad (Waseem Abbas) ist regelmĂ€ĂŸiger Gast im CafĂ©. Der junge IT-Nerd kann in London, anders als in Baghdad, seine HomosexualitĂ€t offen ausleben.  Trotzdem strĂ€ubt er sich, seinen Freund im CafĂ© vorzustellen. Die Architektin Amal (Zahraa Ghandour) ist mit falschen Papieren vor ihrem ihrem gewalttĂ€tigen Ex-Mann (Ali Daeem) aus dem Irak geflĂŒchtet. Nun arbeitet sie als Kellnerin im CafĂ© und freut sich ĂŒber ein Leben in Freiheit und ein neues GlĂŒck, das sich langsam anbahnt. Doch dann taucht eines Tages ihr Ex-Mann Ahmed Kamal im CafĂ© auf. Er ist der neue  KulturattachĂ© seiner Botschaft, genießt Diplomatenstatus und hĂ€lt nichts von freiheitlich demokratischen Werten.

Die ErzĂ€hlung wechselt zwischen bedrĂŒckenden Verhörszenen auf einem Londoner Polizeirevier und Ausgelassenheit im CafĂ©. Die Geschichte wird nicht linear erzĂ€hlt sondern springt vor und zurĂŒck. Es ist etwas schreckliches passiert, doch der Zuschauer ahnt nur allmĂ€hlich, was das ist.  Die Exilanten leben nun in einer offenen, multikulturellen Stadt, was deutlich wird, wenn die Kamera durch Straßen und Stadtviertel, an einem Waschsalon namens Colorful, an Frauen mit Kopftuch, an Menschen mit vielen unterschiedlichen Hautfarben, vorbei schweift. Doch in einem freien Land zu leben heißt nicht unbedingt in Freiheit zu leben.  Freiheit kann auch  ĂŒberfordern, was Samir an der Figur Nasseers verdeutlicht, und die langen Arme diktatorischer Regimes reichen manchmal auch bis ins Exil und lassen die Freiheit manchmal an einem seidenen Faden hĂ€ngen, wie Amals Figur zeigt.

Samir spricht viele gesellschaftliche und politische Themen an – Religionsfreiheit, Gendergerechtigkeit, Frauenrechte, Kulturpflege. Sein Film ist ein PlĂ€doyer fĂŒr Freiheit, fĂŒr demokratische Werte und fĂŒr ein Zusammenleben in gegenseitiger Toleranz.

Regie: Samir, Drehbuch: Samir, Furat al Jamil, Mit: Haytham Abdulrazaq, Shervin Alenabi, Waseem Abbas, Ali Daeem, Kerry Fox, Hazel O’Connor u.v.a.

Kinostart: 30. September 2021

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Amazon bremsen, Alternativen wÀhlen

Die Corona-Pandemie ist nicht ohne Auswirkungen auf das Leben von Millionen von Menschen weltweit geblieben. In Deutschland haben viele Unternehmen ihre Mitarbeitenden in Kurzarbeit geschickt. Auch wenn das mit GehaltskĂŒrzungen einhergeht, gehören Kurzarbeiter*innen zu jenen, die sich in diesen Zeiten glĂŒcklich schĂ€tzen können. Denn unzĂ€hlige Menschen auf der Welt haben durch den anhaltenden Lockdown ihre Jobs verloren, können ihre Arbeit nicht mehr nachgehen, wissen nicht, wie es mit ihnen weitergehen soll. Ganz zu schweigen von den vielen Todesopfern, die die Pandemie bisher gefordert hat.

Aber es gibt auch große Gewinner. Zu den grĂ¶ĂŸten Profiteuren der Pandemie zĂ€hlt der Online-HĂ€ndler Amazon, dieses UngetĂŒm, das als Online-Buchhandlung anfing und mittlerweile Produkte und Dienstleistungen aller Art anbietet. Seit Ausbruch von Corona hat der Konzern seinen Umsatz um 38 Prozent gesteigert. Jeff Bezos Vermögen ist allein im Jahr 2020 um 85 Milliarden Dollar gestiegen (Quelle: GQ Magazin.) Und jede*r, der bei Amazon bestellt, trĂ€gt zu diesem Wachstum bei. Nichts gegen Mega-Vermögende, wenn sie gerechte Steuern zahlen, gute Arbeitsbedingungen bieten und sich sozial verhalten.  Aber kann man das von Jeff Bezos und Amazon behaupten?

https://www.horizonworld.de/die-wahrheit-ueber-amazon/

Was soll ich denn machen, wenn alles zu hat?  Es bleibt einem nichts anderes ĂŒbrig, als bei Amazon zu bestellen. Nur Amazon liefert so schnell, so gĂŒnstig, so allumfĂ€nglich. So die Ausreden derer, die Amazon tĂ€glich reicher machen. Stimmt das? Ja, leider. Jeff Bezos Firma ist Monopolist der Bestellwelt. Es ist so einfach und bequem, bei Amazon zu bestellen. Aber gemeinsam könnten wir dazu beitragen, dieses Monopol zu brechen, indem wir Alternativen benutzen. Denn davon gibt es zahlreiche. Diese haben vielleicht nicht die Riesenauswahl, die Amazon bietet, und vielleicht dauert eine Lieferung etwas lĂ€nger und kostet ein wenig mehr. Aber sollte uns mehr Nachhaltigkeit das nicht wert sein?  weiter lesen auf libelle-magazin.de